Schwarze Männle
Die Entstehung der "Tübinger Schwarze Männle" liegt einer Tübinger Sage zu Grunde.
Eine Hausfrau in Tübingen hatte einmal eine große Wäsche vor und wollte schon frühmorgens damit anfangen und sagte der Magd, sie sollte doch ja die Zeit nicht verschlafen. Nein, sagte die Magd, das wollte sie gewiß nicht, und nahm sich, ehe sie einschlief, recht fest vor, daß sie beizeiten aufwachen wollte; und da wachte sie auch schon mitten in der Nacht wieder auf, meinte aber, es sei schon ganz spät und sprang deshalb flink zum Bett heraus, zog sich an und ging in die Waschküche.
Als sie die Tür aufmachte, erstarrte sie wie eine Salzsäule vor Schreck und Angst. Die Küche war von einem grellen Licht durchleuchtet, das keineswegs irdischer Natur sein konnte. Als die Magd durch die erleuchtete Küche ging konnte sie die Ursache des Ereignisses erkennen. Um den Herd saßen mehrere "Schwarze Männle" und mitten unter ihnen standen mehrere große Töpfe. Erschreckt aber doch neugierig betrachtete sie die Gestalten näher, konnte es aber kaum fassen was dort vorging.
In ihren kurzen, schwarzen Hosen und dem edlen Frack saßen sie da und beäugten aufgeregt die "verwirrte" Magd. Sie waren gekleidet wie Adelsmänner, teure Schnallenschuhe, ein goldverzierter Gürtel und einen schwarzen Filzhut.
Doch es waren keine Adelsmänner sondern furchterregende Gestalten, deren Gesicht einem bösartigen und mysteriösen Gnom glichen. Herausstechende, blitzende Augen, eine breite Nase, messerscharfe, strahlende Zähne, spitze Ohren, einen Ziegenbart und lange, zottelige schwarze Haare.
Die "Schwarzen Männle" gaben der Magd Zeichen, daß sie doch zu ihnen kommen solle. Durch weitere Winke und Handzeichen machten sie der Magd klar aus was ihre Aufgabe bestand; glühende Kohlen mit einer Schaufel in die Töpfe zu werfen. Die gute Magd führte die Aufgabe aus und plötzlich waren die finsteren Gestalten wie vom Erdboden verschwunden.
Die Magd hatte aber einen solchen Schrecken bekommen, daß sie kaum noch ihren Hausherrn wecken und ihm erzählen konnte, was sie gesehen hatte; dann mußte sie sich wieder ins Bett legen und war mehrere Tage lang recht krank. Am anderen Morgen, als der Hausherr die Waschküche untersuchte, sah er, daß die Feuerkohlen in den Häfen in helles, blankes Gold verwandelt waren, das er jedoch nicht anfassen wollte.
Als es am nächsten Tage aber immer noch da war, glaubte er es nehmen zu dürfen und brachte es der kranken Magd, die nun unermeßlich reich geworden war. Und weil sie schon lange den Sohn ihres Hausherrn ganz still lieb gehabt hatte - und er sie - hatte der Vater jetzt nichts mehr dagegen, daß die Beiden sich vermählt haben.
Quelle: www.nz-tuebingen.de