Narrenzunft Unlingen e.V.
Beschreibung
Wie in anderen vorderösterreichischen Orten auch, so war auch hier das Fasnachtstreiben ein reges. Vorausgehend die drei Gabeln, an den drei Donnerstagen vor der Fasnacht: da wird gegabelt, d.h. Heringe und Käse gegessen und Bier getrunken. In diesen Tagen, wie an den Fasnachtstagen selbst, springen die "Gole" im Dorf herum, meist vermummte Knaben, die früher ihre "Larven" selbst herstellten mit umgekehrtem Kittel und Peitsche. Am Fasnachtssonntag und –montag fanden hier seit langem Theaterspiele statt, am Montag mit vorausgehendem Fasnachtsumzug, gebildet durch die Theatergesellschaft, wobei der sogenannte "Fasnarr" voraustanzte.
Das war im Jahre 1963, ein Storch, seit eh und je in Oberschwaben als Symbol des "Kinderbringens" verehrt, blieb 1963 über den Herbst bis in den Winter hinein in Unlingen zurück. Als der Erlengraben zufror, fütterte der Lehrer den Storch. Um die Weihnachtszeit brannte Kernmüllers Speicher. Die Sirene auf dem Rathausdach machte den Storch verrückt, so daß er auf Nimmerwiedersehen fortflog. Diese Tatsache bewog zur Fasnetszeit 1964 Paul Huber, den damaligen Schulleiter von Unlingen, für die Unlinger Fasnet etwas in die Wege zu leiten. Weil die Frauen der Bussenumgebung seit Jahrhunderten zur "Bussenmuttergottes" wallfahrten, wenn der Kindersegen ausblieb, lagen die "Bussaweibla" fast in der Luft. Daß zu diesen auch "Bussakendla" gehören mußten ist selbstverständlich. Die Kostüme für Bussakendla, Bussaweibla und Storch hat Paul Huber in der Familie und mit einem kleinen Kollegium konzipiert. Dazu komponierte er den Unlinger Narrenmarsch, in dem die drei Hauptfiguren in Melodie und Text besungen werden. Die Schulkinder brachten die Melodien nach Hause.
Die ganze Geschichte hat eingeschlagen und die Hauptfiguren der Unlinger Fasnet waren geboren. Die "Bussaweibla" verteilen bei den Fasnetsumzügen selbstgebackene, süße "Bussakendla" an die Zuschauer.
Das "Bussaweiblashäs" wurde in den ersten Jahren von Frauen und Männern getragen, wieder einige Jahre später kamen die hübschen Knappen des Grafen Ensenheim (Ensenheimer Burg – Schloß im Ensenheimer Wald bei Unlingen) dazu.
Ab 1975 traten die Hexaverbrenner der Zunft bei. Die Kostümentwürfe fertigten Anton Munding, Werner Rieber und Udo Lemke an.
Die Figur des "Stachajockel", eine von unserem Heimatforscher Pfarrer Selig im Heimatbuch aufgeführte Unlinger Fasnetsfigur, kam 1980 ebenfalls hinzu. Die Häser zu dieser Figur wurden von Jürgen Hohl und Anton Munding, sowie von Peter Baur und Ursel Munding entworfen.
1993 kam die Figur des "Federhanns" aus der Teilgemeinde Möhringen zur Zunft hinzu. Der Unlinger Zunftmeister Franz Beller, Jürgen Hohl und Jürgen Fiesel entwarfen dieses Häs.
Im Jahre 1996 wurde die Schalmeienkapelle als eine weitere Gruppe der Narrenzunft Unlingen e. V. ins Leben gerufen. Die Gründer waren Günther Steiner (Musikalischer Leiter) und der Zunftmeister Franz Beller.
Eine der ersten traditionellen Figuren war das "Margretle", der lahme Johann wird von der stummen Margret getragen, wobei beide Figuren durch eine Person dargestellt werden. Seine Entstehung in Unlingen geht in das 1947 zurück. Damals trat der Theodor Gräuter zum ersten Mal mit dem Margretle an der Unlinger Fasnet auf. 1981 sollte der letzte Umzug unter Mitwirkung der Margretle stattfinden. Bis sich Gerhard Skersies und Christian Gräuter nach der Fasnet `94 trafen und beschlossen die Figur des Margretle wieder aufleben zu lassen. 1995 wurde wieder am ersten Fasnetsumzug teilgenommen.
Am 11.11.1999 wurden die Margretla als offizielle Abteilung in die Narrenzunft Unlingen e. V. aufgenommen.
Bei ihren Ausfahrten wird die Narrenzunft Unlingen e. V. immer von der Musikkapelle Unlingen, dem Fanfarenzug Unlingen und der Schalmeienkapelle begleitet.
Dieser kleine Abriß über die Entstehung der einzelnen Figuren der Narrenzunft Unlingen e. V. soll genügen.
Sie erfreuen jedes Jahr die Menschen der näheren und weiteren Umgebung des Bussens mit ihrem Häs, ihrem Tanz und ihrem lustigen Treiben.